Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Im Solarinstitut Jülich - Teil 2

Interview mit Bernd Hafner über NGOs in Afrika, die Solux-Lampe u.a.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Nichtregierungsorganisationen bzw. Regierungsorganisationen gemacht?

Bernd Hafner: Unsere Erfahrungen, die wir in Burkina gemacht haben, lassen sich auch auf Kenia erweitern.
Es ist so: Die staatlichen Stellen können, wenn sie denn dazu bereit sind, ein Projekt unterstützen. Aber die Initiative und das Gerüst sollte ein privatwirtschaftliches sein.

Das müssen Leute vor Ort sein, die Interesse daran haben und die auch mit den Solarprodukten so einen Gewinn machen können, so dass sie davon leben können.
Die sollen davon jetzt nicht steinreich werden, aber es muss sich für eine Firma dort auch lohnen, damit sie Arbeit investieren und dadurch auch ein Auskommen haben.
Die staatlichen Stellen können den ganzen Prozess begleiten. Wenn man sie dazu bewegen kann, ist das gut.

Fernsehen oder Radiostationen sind ja oftmals staatlich.
Wenn die in ihren Programmen entsprechende Werbesendungen oder Reportagen aufnehmen, ist das sehr sehr hilfreich.
Das sollte aber aufsetzen – das kann nicht die Basis sein. Mit einer Werbesendung zu starten und hinterher keine Firma zu haben, die es umsetzt – das ist der falsche Weg.

Wie sind NGO´s in Afrika eigentlich konzipiert?

Bernd Hafner: Unterschiedlich. Es gibt NGO´s, die sehr sehr stark mit der Politik eines Staates verflochten sind, ich möchte sie mal halbstaatliche NGO’s nennen.

Es gibt auf der anderen Seite das, was man hier in Europa unter NGO´s eigentlich versteht – diese Graswurzelorganisationen, die lokal organisiert sind.
Mit denen kann man ganz gut zusammenarbeiten.
Schwierig wird es in diesem halbstaatlichen Bereich. Beispielsweise der Gesundheitssektor, der ist oftmals halbstaatlich.
Da wird zwar irgendeine Impfkampagne eigentlich über Nichtregierungsorganisationen abgewickelt, aber letztendlich steht dann doch das staatliche Gesundheitswesen dahinter.

Schwierig wird es auch, wenn man in den Ausbildungsbereich geht.
Da muss man mit staatlichen Stellen zusammenarbeiten.
Man muss irgendwo versuchen, dass die Ausbildung, die man da anbietet, in den Gesamtausbildungsplan des Landes passt.
Man muss irgendeine staatliche Anerkennung für das Diplom haben - sonst können die Leute, die es gemacht haben, damit hinterher nichts anfangen.
Und da kommt man dann in engen Kontakt mit Politik, der dann auch sein muss.

Wie haben sie diese Sache in Burkina Faso bewerkstelligt?

Bernd Hafner: Wir haben den Kontakt langsam aufgebaut.
Wobei – das läuft noch nicht so, wie man sich das eigentlich wünschen würde.

Wie lange haben Sie als NGO schon bestanden, bevor Sie den Kontakt aufgebaut haben?

Bernd Hafner: Der Kontakt ist direkt in der Anfangsphase mitentstanden.
Die politischen Wege sind dort ähnlich langsam wie in Deutschland.
Bis man für irgendwelche Projekte eine Anerkennung bekommt, damit man z.B. keine Importzölle bezahlt - vergehen meistens Jahre.

Haben Sie zur Zeit Zölle?

Bernd Hafner: Im Moment haben wir auf einzelne Projekte keine Importzölle.

Ich habe gehört, dass es früher weniger Importzölle gab.

Bernd Hafner: Früher hatten NGO´s generell keine Importzölle. Jetzt gibt es die allerdings, auch in Burkina.
In Mali z.B. ist es wieder anders. Mali hat schon lange Solarprodukte von Importzöllen ausgenommen.

In Burkina zahlten bis vor 3 oder 4 Jahren NGO´s keine Zölle. Das hat sich geändert.
Jetzt werden nur Projekte zollbefreit, d.h., eine NGO hat das Recht, für ein Projekt eine Zollbefreiung zu beantragen und dann gilt die auch nur für dieses Projekt, egal wie groß das Projekt ist.
Wenn diese NGO jetzt für ihren Bürobedarf Papier importiert, das nicht für dieses Projekt ist, zahlt sie darauf Importzoll.

Zu den staatlichen Stellen: Ein Projekt in Mali von Herrn Schwarzer, lief z.B. über eine staatliche Stelle.
Das lief, solange Geld da war. Daraus ist aber nichts weiter entstanden.
Das lief hier über ein Projekt, vom deutschen Ministerium unterstützt, und dort an eine Regierungsstelle – ein Solarforschungsinstitut.
Und solang aus dem Projekt Geld kam, lief da auch was, und danach kam kein Geld mehr aus dem Projekt – weil es zu Ende ging – und dann ist die ganze Sache einfach eingeschlafen.
Außer, dass die Kocher jetzt im Land sind und bei den SOS-Kinderdörfern stehen, passiert da nicht mehr viel.

Werden sie auch benutzt?

Bernd Hafner: Der Herr Schwarzer war vor 2 Jahren noch mal da gewesen und da wurden die benutzt. Das sind so 10 Stück. Das ist nicht die Unmenge.
Diese staatliche Stelle hätte die Möglichkeiten gehabt, da was draus zu machen – aber die hatten kein Interesse.

Das ist in Burkina leider auch so. Es gibt dort ein staatliches Institut für Solarenergieforschung.
Da stehen wunderschöne Prototypen herum – alles mögliche kann man sich da anschauen – aber es steht nur herum. Da passiert nichts mit.

Wie werden NGO´s in Westafrika gegründet und wie haltbar sind sie im Durchschnitt?

Bernd Hafner: NGO´s sind ist wie Vereine in Deutschland. Die haben einen ähnlichen Status. Die dürfen Gelder einsammeln, dürfen eigentlich tun und lassen was sie wollen, in einem ziemlich großen Bereich. Und das ist erst mal verlockend.
Wenn daraus nichts wird, dann wird halt nichts daraus.

Wie ist Ihre Einschätzung zur Finanzierung von Solarkochern durch den Emissionshandel?

Bernd Hafner: Ich habe damit bisher noch wenig zu tun gehabt.
Ich weiß, dass EG-Solar daran arbeitet und da wohl auch auf einem guten Weg, da Erfolg zu erzielen. Ob sie das wirklich schaffen, weiß ich nicht.
Das bedeutet aber erst mal ein großes Engagement von beiden Seiten, wo man sich da reinfuchsen muss in die ganze Sache.
Mal eben nebenbei nach Feierabend ist das nicht gemacht. So eine Organisation aufbauen, die den Emissionshandel tätigen darf, ist wohl relativ viel Bürokratie erst mal. Das Gleiche wie mit den EU-Projekten. Das ist schon sehr schwierig.
Wenn man weiß, wie es geht, geht es natürlich auch. Aber kleinere Vereine oder Nichtregierungsorganisationen haben da selten eine Chance.

Der Emissionshandel ist auch relativ neu. Ich weiß nicht, wie das weiter ausgeht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass da in größerem Maße Gelder fließen.
Das ist aber nur meine persönliche Meinung.

Welche Möglichkeiten eröffnen sich rückkehrwilligen Afrikanern, wenn sie eine NGO in Afrika gründen?

Bernd Hafner: Das ist schwierig. Eine gerade gegründete NGO kriegt erst mal nirgendwo Geld. Auch wenn man hier in Deutschland im Ministerium einen Antrag stellt, muss die NGO einige Jahre bestehen.
Das ist ein Trugschluss, dass man eine NGO gründet und meint, damit fließt das Geld. Das ist nicht so.

Es gibt in Deutschland über eine Stelle des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit für Vereine eine Möglichkeit, Gelder zu beantragen. Diese Stelle nennt sich Bengo. Sie sitzt in Bonn. Das ist ein Büro, die extra für solche Vereine die Töpfe verwalten.
Also, für einen deutscher Verein zusammen mit einer afrikanischen Nichtregierungsorganisation gibt es Gelder in Deutschland.

Man braucht für ein Projekt aber einen deutschen Träger - einen in Deutschland eingetragenen Verein. Der kann auch von Afrikanern gegründet sein.

Das Problem bei den Anträgen bei Bengo ist: Die Vereine müssen schon länger existieren. Die Vereinsgründung muss 3 Jahre her sein und da müssen entsprechende Papiere vom Finanzamt usw. vorhanden sein. Mit – mal eben Verein gründen und Geld kriegen – wird es nichts.

Wie stehen die Chancen dann?

Bernd Hafner: An Bengo kann man sich mit vielen deutschen Vereinen wenden.
EG-Solar ist sicher lange genug anerkannt, um da Chancen zu haben. Auch die Vereine BSW oder Solar Global und SEWA sind lange genug anerkannt, um bei Bengo Chancen zu haben.
Die afrikanische NGO muss dann auch 3 Jahre bestehen.

Müssen die afrikanischen NGO´s genauso offizielle Nachweise haben?

Bernd Hafner: Je nach Land müssen die ein Regierungspapier haben, wo gesagt wird: Dann und dann wurde die da und da eingetragen.
Es gibt durchaus auch so was wie Vereinsregister – dort heißen sie natürlich anders.

Es kann sein, dass viele Afrikaner Schwierigkeiten haben mit so einer Registrierung, wenn sie von der Regierung vorgenommen wird.
Andererseits können sie ihre Container ohne große Schwierigkeiten durch den Zoll kriegen.

Bernd Hafner: Das geht auch gut, solange keiner draufguckt.
Wenn da aber – was ja eigentlich das Ziel ist – daraus wirtschaftlich ein Erfolg wird, gucken die drauf. Garantiert. Solang das auf dem Niveau läuft: Hier ein paar Spenden, in den Container packen und dort hinschicken – geht das.
Da braucht man keine Organisation und keine politische Anerkennung. Solang man auf diesem Niveau bleibt ist man eigentlich auf dem falschen Niveau, denke ich.

Sehr viele Afrikaner schicken Industriegüter nach Afrika, die sie selbst finanzieren und über Handelsstufen in Afrika absetzen, so dass sie ihre Auslagen wieder hereinkriegen.

Bernd Hafner: Auf dem Niveau bekommt man das hin. Das war jetzt auch bei der Konferenz in Loccum eine Diskussion: Die Solarenergie hat dadurch schnell den Ruf weg, dass es eine Schrott-Technologie ist.
Weil irgendwelche minderwertigen Produkte hier irgendwo besorgt werden, in Container gepackt – wahrscheinlich geht die Hälfte dabei kaputt – dann vor Ort ankommt und dann nicht funktioniert.
Und es ist der ganzen Technik nichts schädlicher als ein kaputtes Startprodukt.

Passiert das so?

Bernd Hafner: Was man hier in den Baumärkten z.B. bekommt - diese Gartenlampen, das ist Mist. Also bitte nicht in den Container packen und nach Afrika schicken! Die Dinger machen nur ein paar Monate mit.
Es kommt immer auf die Qualität des Materials an – und solange ich eine Solarlampe komplett für 20 Euro kaufe, kann da nichts dran sein. Allein das Grundmaterial – wenn man ordentliche Qualität nimmt – kommt man unter 50 Euro nicht weg, eher 100 Euro.

Können hier lebende Afrikaner überhaupt an besseres Material kommen?

Die Modelle, die als Bausatz nach Afrika geschickt werden, sind doch gar nicht hier erhältlich. Die Lampe Solar2000 von Freilassing ist für hier lebende Afrikaner, die sie für ihre Familien nach Afrika schicken wollen, gar nicht erhältlich
Bernd Hafner: Das ist wieder so eine Sache - die sollte man den Leuten eigentlich selber überlassen. Ich habe irgendwie den Eindruck: Im solaren Bereich prallen Welten aufeinander.

Die eine Fraktion, die über möglichst billige Produkte möglichst schnell möglichst viel Gewinn machen will – hier dieses Baumarktzeug. Wenn sie für 20 Euro verkaufen, hat das höchstens 5 Euro im Einkauf gekostet. Der Rest in Gewinn.
So ein Zeug, das dann auch nichts taugt, keine Qualität ist.

Und die anderen, die dann diesen wirtschaftlichen Aspekt komplett verbieten wollen. Das funktioniert ja auch nicht.
Da kommt teilweise noch dieser alte Ansatz der Entwicklungshilfe, dass die Afrikaner doch die besseren Menschen sind. Das stimmt einfach nicht. Die sind genauso schlimm oder gut, wie alle andern auch.

Wie soll ich jetzt dem Handwerker erklären, dass der ohne Gewinn oder ohne überhaupt was daran zu verdienen, produzieren soll? Das macht er nicht. Er geht wieder hin und baut seine Blechtüren oder repariert alte Radios weil er mit Solarprodukten sein Lebensunterhalt nicht verdienen kann. Dann ist da was faul dran.

Ich denke, in die folgende Richtung muss die ganze Sache gehen: Dass wirklich kleine Handwerker und Firmen dahinterstehen und sagen: Ja, das wollen wir. Da ist für uns genug drin, dass wir uns damit beschäftigen und unser Lebensunterhalt dabei rauskommt.
Alles andere halte ich für fehl am Platz. Nur solche Leute können ja dafür sorgen, dass es im Land weitergeht.

So eine staatliche Stelle wird das selten tun. Die sagen: Das Gehalt kommt sowieso, ob man sich drum kümmert oder nicht.

Sind die Solux-lampen in den afrikanischen Ländern an ein Leihsystem gebunden?

Bernd Hafner: Nein, in Burkina werden die verkauft.

Ist die Solux-Lampe ins Stocken geraten, wie auf der Webseite von SEWA zu lesen ist?

Bernd Hafner: Ja, in Burkina. Leider.

Woran liegt das?

Bernd Hafner: An einer finanziellen Auseinandersetzung.
Die davorliegende Rechnung war nicht bezahlt, die Lieferung ist nach Burkina gegangen und die Leute von der Organisation, auch eine NGO vor Ort, dachte, das läuft so weiter wie immer. Sie brauchen nicht zu bezahlen, die nächste Lieferung kommt auch. Und dann haben wir gesagt: Nein, jetzt ist Schluss – die alte Rechnung muss bezahlt werden und dann erst gibt es neues Material. Auf dem Stand sind wir nach wie vor.

Wie gut ist die Solux-Lampe im Vergleich zu anderen?

Bernd Hafner: Es gibt sehr viele. Die Solux-Lampe gehört nach meinem Kenntnisstand immer noch zu den technisch besseren Systemen.

In Deutschland gibt es die Solar 2000 von Freilassing noch und noch eine, das aber mehr eine Taschenlampe ist, die auf einer recht guten, modernen Technik aufbaut, mit Leuchtdioden statt Gasentladungslampen. Ist ein ganz kleines Ding, so groß wie eine Postkarte.

Dann gibt es international noch ein oder zwei, vielleicht die englische, dann gibt es eine französische (Hinweis: ein kurzer Testbericht über einige verfügbare Solarlampen ist in der Zeitschrift Photon vom Juli 2003 veröffentlicht. Leider ist die Solux-Lampe hier nicht vertreten.)

Gibt es Lampen, die Afrikaner hier auch kriegen können? Oder gibt es nur Lampen, die sie dann doch nur schwer kriegen können, weil sie die Voraussetzungen nicht erfüllen.

Bernd Hafner: Das ist natürlich das Blöde bei diesen ganzen Systemen im Moment.
Es gibt jetzt relativ neu in den USA ein Unternehmen (Hinweis: das Unternehmen heißt African Energy), die eigentlich das machen, wo wir auch sagen, das könnte eigentlich funktionieren. Die verkaufen einfach.
Was ich bisher von denen an Produkten in ihrem Katalog gesehen habe, haben die gute Produkte dabei.
Also, ich kenne nicht alles, aber ich kann sagen: Das Solarmodul ist eine ordentliche Qualität. Auch im Bereich Wasserpumpen sind gute Systeme dabei, hier kann man auch viel Schrott kaufen. Das, was die im Programm haben, sind zumindest die Produkte, die in Jülich in den Projekten als qualitativ in Ordnung bewertet wurden.

Wer per E-mail da anfragt, kriegt eine Preisliste zugeschickt und kann bestellen. Wenn er ein Stück bestellt, dann erschlagen ihn die Frachtkosten, das ist klar.
Wir hatten eine Anfrage laufen - bei einem Materialwert von 100 Euro kamen da 160 Euro Frachtkosten drauf.
Aber wenn ich da eine größere Bestellung habe – einen ganzen Container – der kostet von Europa nach Afrika ungefähr das Gleiche wie von den USA.

Wieviel kostet eine Solux-Lampe eigentlich?

Bernd Hafner: Bei Solux ist das Problem: Sie brauchen das Werkzeugausrüstung für die Montage. (Anmerkung: Das Material ohne Montage kostet ca. 70 Euro)
Ich weiß nicht, ob man die einzeln bekommt – aber die haben ja eine Montage hier. Vielleicht bekommen Sie einzelne auch mal so – aber eigentlich bekommen Sie nur den Bausatz und brauchen die Werkstattausrüstung zum Montieren.
Da brauchen Sie vor Ort schon wieder eine ganze Infrastruktur.
Damals, als wir angefangen haben, haben die mit sich reden lassen und mal 10 Stück hier montiert und zur Verfügung gestellt zu einem Test. Aber so in größerem Maßstab, wo ständig gekauft und verkauft wird – das machen die nicht.
Mal für so einen Test, um auszuprobieren, wie die angenommen werden – ja, das ging zumindest. Ob sie es noch machen, müsste man anfragen.

Fertige Lampen kann man oder konnte man in kleineren Stückzahlen hier bekommen und sagen: Wir wollen jetzt da und da hingehen und eine Produktion aufbauen. Als wir in Burkina angefangen haben, ging das mit den Solux-Lampen so.

Und wenn ein Afrikaner sagt: Ich kann aber nicht garantieren, dass da jemals eine Werkstatt entsteht?

Bernd Hafner: Kann man natürlich nicht. Kann keiner.

Die geben die Lampen dann aber trotzdem.

Bernd Hafner: Ja.
Der Afrikaner darf dann halt nicht alle 2 Monate kommen und 20 Stück haben wollen. Das geht dann nicht mehr.

Also, wenn man jetzt ein Projekt aufbaut und sagt: Ich will aber 100 Lampen haben, um das auszuprobieren, dann muss man denen das klarmachen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das an den Stückzahlen festmachen und sagen: 20 sind gut, 21 sind böse.

Haben Sie denn auch die Erfahrung gemacht, dass Afrikaner vor allem handeln wollen – und weniger an sozialen Projekten interessiert sind?

Bernd Hafner: Ja. Das ist aber ganz normal, das trifft man auch in Deutschland überall.

Versuchen Sie sich hier mal irgendwie einem Arbeitslosen klarzumachen, dass er sich jetzt sozial engagieren muss. Da kommt nicht viel. Er wird erst mal gucken, dass er sich, seine Familie und seine Leute über Wasser hält.
Und danach, wenn es ihm dann gut geht, dann finden Sie in Afrika genau so viel Engagierte wie hier auch: Unter 80 Millionen Deutschen ein Promille oder ein halbes Promille. Nicht mehr und nicht weniger.
Und bei Leuten, die nichts haben, kann man auch nicht abverlangen, dass sie sich engagieren und zu Hause die Kinder verhungern. Das geht nicht. Da mag das soziale Engagement und das Projekt noch so groß sein.

Haben sie die Erfahrung gemacht, dass die Vertreibung der Solarkocher über Frauenverbände gut läuft?

Bernd Hafner: Im Bereich Solarkocher - ja.
Photovoltaik läuft im Bereich über kleine Handwerker sehr gut. Da muss man nicht unbedingt Frauenorganisationen ansprechen – wobei es auf das Produkt ankommt.
Wenn ich jetzt solche kleinen Solarlampen vermarkten möchte, wie die Solux-Lampen – die eigentlich nur ein wenig Licht in einen Raum bringt – dann könnte ich mir vorstellen, dass es über eine Frauenorganisation doch wieder besser wäre als über irgendwas anderes.

Also diese starken Frauengruppierungen – oder in Burkina auch Bauernorganisationen – die eine starke lokale Verbindung haben, die sind im Bereich von Verwaltung von Kleinkrediten einfach unschlagbar. Da kommt keine Bank und niemand mit.

Und das sind in Afrika eben die Frauenorganisationen, oder je nach Land teilweise auch Bauerngruppierungen, die dann wirklich genau wissen: Wenn ich dem da hinten das gebe, kriege ich es nie zurück, weil...
Das weiß kein Außenstehender. Also dem geben sie es erst mal nicht. Das würde ein Außenstehender sich auch nie anmaßen können, dem einen zu geben und dem anderen nicht. Mit welcher Begründung?

Diese lokale Verwaltung von Sachen, die an die Familie oder an Individuen gehen, wo irgendwie Geld für den Kauf wieder zurückfließen muss – das geht nur über lokale Organisationen.

Gibt es auch dort schlechte Erfahrungen?

Bernd Hafner: Da gibt es die ganze Bandbreite von zutiefst korrupt bis hoch motiviert. Auch dort haben die Leute mitbekommen, dass man über solche Organisationen ganz gut an Gelder kommen kann. Da werden sehr sehr viele einfach mal so gegründet.
Da gibt es eine Organisation, die ist gegründet vor 10 oder 15 Jahren, die hat ein Büro und einen Vorsitzenden oder eine Vorsitzende – und sobald ein Geldgeber auftaucht, stehen die vorne dran. Und ansonsten passiert nichts. Davon gibt es genügend.

Da muss man sich vor Ort die Organisationen schon anschauen: Was machen die denn sonst? Haben die eine arbeitende Infrastruktur? Tun die was? Oder ist das nur eine Organisation, die aus Büchereintragungen oder so was besteht?

Ist das Mikrokreditsystem für Frauen eine Idee der Banken?

Bernd Hafner: Unterschiedlich. Das kommt auf das Land an. In Burkina gibt es über einen Sparkassenverbund so etwas wie ein Mikrokreditsystem.

Der wurde vor ein paar Jahren ausgeweitet auf Solarsysteme. Aber das noch nicht richtig Fuß gefasst. In anderen Bereichen, für kleine Ackerbausachen und so was – da läuft es.
Das ist über einen Sparkasseverbund aus Deutschland gegründet worden. Die Sparkassen haben da einen Fond aufgebaut und der wird über das burkinische Sparkassensystem verwaltet. Das funktioniert eigentlich ganz gut. Da sitzen auch eben lokale Organisationen dran.

Wie wird das vom Stammesverbund bewertet? Gibt es da Kritik?

Bernd Hafner: Klar kann das passieren. Aber irgendeiner hat immer was zu Motzen.

Es gibt das Argument, dass traditionelle Ordnungen durcheinandergebracht werden.

Bernd Hafner: Da muss man vielleicht die Gegenfrage stellen: Was bringt denn die traditionelle Ordnung nicht durcheinander?

Also, diese traditionelle Ordnung – die gibt es nicht mehr – nirgendwo in Afrika.
Es gibt vielleicht ein oder zwei Ausnahmen. Die San-Buschleute aus Südafrika, die sich wirklich von allem abschotten – bewusst.
Oder die Masaii aus Ostafrika – die sagen bewusst Nein zu allem, was von außen reinkommt. Wobei sie das auch nicht mehr ganz aufrechterhalten können.
Dort ist diese traditionelle Ordnung noch weitestgehend intakt.

Sie finden in ganz Afrika inzwischen Videorecorder, Autos, elektrische Stromversorgung, Fahrräder, Handys – alles. Das soll die traditionelle Ordnung nicht durcheinanderbringen – und ausgerechnet die Solartechnik macht es jetzt?

Ist die Struktur einer Frauenorganisation nicht auch traditionell gewachsen?

Bernd Hafner: Diese lokalen Strukturen sind – zumindest was Westafrika angeht – durchaus gewachsen. Also diese Frauengruppen – die wurden nicht in Europa erfunden und nach Afrika transportiert.
Das ist durchaus in der Struktur üblich, dass sich gewisse Gruppen zusammentun. Sei es die Jugendlichen oder die Männer, die dann ihre Männerhäuser irgendwo im südlicheren Westafrika haben oder eben die Frauen, die in ihrer Gruppe wirtschaftliche Aktivitäten oder so was entfalten und sich da gegenseitig helfen. Das ist durchaus traditionell.

Wenn jetzt da von außen ein Kreditfond reinkommt, dann gibt es natürlich erst mal ein bisschen Ärger bei den anderen – warum die und wir nicht?
Aber da wird nicht etwas geschaffen von außen, was es so nicht gab.
Diese bestehende Struktur wird in gewisse Richtungen etwas verstärkt – in solartechnischer Richtung vielleicht – ein Kreditfond für Lampen und Kocher, die ihnen zur Verfügung gestellt werden: Hier habt ihr eine Stückzahl – seht zu, wie ihr damit arbeitet!

Bauen Sie nicht auch solarthermische Anlagen in Burkina Faso?

Bernd Hafner: Ich hatte ja erzählt von der Gründung der Organisation oder von der Idee, mit Burkinabè (den Leute aus Burkina) zusammen Solaranlagen herzustellen.

Damals war eben die eine Idee: Die Solarkocher müssen wir machen, auf jeden Fall. Die andere Idee waren die Warmwasseranlagen und die dritte Idee war Photovoltaik, also die Solux-Lampen.

Und im Bereich der Warmwasseranlagen sind dann Systeme dort gebaut worden, einfach Speicherkollektoren - und auch einige verkauft worden. Ungefähr 600 Stück sind in den letzten 10 Jahren gebaut und verkauft worden.

Man kann vielleicht erst mal sagen: Warmwasser in Afrika ist Quatsch.
Aber der Warmwasserbedarf ist nicht null. Die Familien brauchen Warmwasser, sei es, um kleine Kinder und Babys zu waschen, sei es um den Abwasch zu machen oder in der kalten Jahreszeit, wenn man Temperaturen von 15 Grad hat – da ist warmes Wasser einfach angenehm.

Bisher wird es mit dem Holzfeuer gemacht.
Da war eben die Idee: Wir stellen ein System her, was unter dortigen Bedingungen Warmwasser – 40 Grad oder bisschen drüber – zur Verfügung stellt – und machen das so, dass sich zumindest die etwas reicheren Leute, die sich also regelmäßig Warmwasser leisten können, auch dieses Solarsystem leisten können.

Dafür wurde dieser Speicherkollektor konzipiert. Es hat sich aber gezeigt, dass der einfach sehr viel Materialprobleme hat.
Das Wasser in Burkina ist sehr kalkarm, sehr sauer und dadurch sehr aggressiv – insbesondere wenn es warm wird und diese Speicher korrodieren sehr sehr schnell – trotz Beschichtung.

Das ist eine große Baustelle, diese alten Speicher ständig auszutauschen. Im Schnitt alle 2 Jahre brauchen die Anlagen einen neuen Stahlbehälter.
Das ist einfach auf Dauer nichts. Da sind wir jetzt einen Schritt weiter, dass wir sagen: Wir schauen uns an, was wir importieren können.

Es ist so, dass man sich durchaus aus einer europäischen Fertigung auch einen guten Speicher sich leisten kann, wenn man den Rest vor Ort macht.
Man nimmt nur den Speicher – und alles andere drumherum – das was hier das Geld kostet an den Solaranlagen, das macht man vor Ort.
Und erstaunlicherweise kommt dabei ein vergleichbares Preis-Leistungsverhältnis heraus zu den lokal produzierten Anlagen, wobei die Qualität und Langlebigkeit natürlich eine ganz andere ist.

Das ist dann natürlich nur für die städtische Bevölkerung und da auch nur die oberen hunderttausend, sag ich mal, also die Leute, die sich auch problemlos einen elektrischen Warmwasserbereiter hinstellen.

Und damit lösen sich die Probleme mit dem Speicher?

Bernd Hafner: Der Edelstahlspeicher hält - in Deutschland sagt man 20 Jahre. Es ist nicht einzusehen, warum er da schneller kaputtgehen soll.

Aber diese Wasserversorgung in Burkina ist speziell. Dort ist ein Hochplateau, ein verwitterter Granitboden mit so gut wie keinem Kalkvorkommen. Dadurch ist die Wasserqualität da halt sehr mineral- und eisenhaltig und kalkarm.
In anderen Regionen sieht das schon wieder ganz anders aus: In Kenia z.B. gibt es teilweise heiße Quellen, die sehr sehr kalkhaltig sind.
Das ist regional also ganz unterschiedlich.

Soll einem Afrikaner also generell geraten werden, Edelstahlspeicher zu nehmen?

Bernd Hafner: Man sollte die Leute vielleicht drauf hinweisen, dass sie in Bezug auf Korrosion und Heißwasser sehr sehr aufpassen müssen.
Nicht jeder Stahlbehälter, der kaltes Wasser 10 Jahre lang verträgt, hält heißes Wasser aus.

Es gibt in Ostafrika viel dieses galvanisierte Stahlblech. Da werden Behälter draus gemacht und da wird Regenwasser reingefüllt – und das hält dann ewig.
Aber - erstmal ist Regenwasser nicht aggressiv. Das hat kaum Potential für Korrosion und zweitens ist es kaltes Wasser. Aber wenn ich das Wasser jetzt heiß mache, sind die Behälter innerhalb von paar Wochen durchgerostet.

In Togo gibt es eine Initiative, die Behälter aus Zement gemacht haben. Aus Stahlzementverbund haben die ihre Speicher gemacht. Das kann man sich erst mal ganz gut vorstellen.
Dieser spezielle Zement ist wasserdicht und hält das Wasser vom Stahl weg.
Jetzt weiß ich aber nichts über die Langzeiterfahrung oder die Erfahrung überhaupt damit.
Für den Zement ist erst mal kaltes Wasser überhaupt kein Problem – Zementbehälter für Kaltwasser gibt es schon lange. Was da passiert, wenn Heißwasser reinkommt - das weiß ich nicht.

Es gab in Burkina dann den Versuch, auf Tontöpfe zu gehen, die lokal hergestellt werden, so wie in Deutschland die Waschbecken aus Keramik sind.
Also die Speicher aus Ton zu machen. Da bekommt man aber vom Fertigungsprozess, so wie er in Burkina bekannt ist, Probleme.
Die brennen die Keramiken nicht so, wie sie hier in Industrieöfen gebrannt werden, sondern im offenen Feuer, wo sie dann teilweise gebrannt sind, teilweise nicht.
Eine komplette Umstellung des Herstellungsprozesses der Tontöpfe wäre also von daher auch noch aufwendig.

Was wünschen Sie sich eigentlich von in Deutschland lebenden Afrikanern?

Bernd Hafner: Erstmal das Interesse für die Solartechnik – auf jeden Fall.
Obwohl es viele Anfragen gibt, ist das allgemeine Interesse noch viel zu klein.

Dann, die Solartechnik in ihren Heimatländern bekannt zu machen.
Oftmals wissen die Leute vor Ort einfach nicht, was sie sich eigentlich leisten könnten, mit dem Geld, das sie haben. Das muss ihnen einfach vorgestellt werden.
Da sind die Leute, die die Solartechnik hier kennengelernt haben, natürlich prädestiniert und natürlich auch die Leute, die aus den Ländern selber kommen.

Wie gesagt: Wenn man als Weißer irgendwo hinfährt, wird man ganz anders angeschaut als ein Afrikaner. Solche Sachen können die Leute auf jeden Fall leisten. Und die ganze Technologie im Land mal bekannt machen.

Wie können hier lebende Afrikaner z.B. den Papillon-Kocher in Afrika bekannt machen?

Bernd Hafner: Sie können sich für den Papillonkocher einen Bausatz besorgen und können den irgendwo aufbauen. Egal wo.

Der deutsche Preis beträgt etwa 600 Euro. Das muss man halt 1 oder 2 x in die Hand nehmen. Wenn man sagt: Ja, die Leute sind damit zufrieden in dem Ort, dann kann man drüber nachdenken – wie kriegt man das Ding jetzt billiger – vor Ort.
Also dann Handwerker heranziehen und sagen: Komm, jetzt zeigen wir dir mal, wie das gebaut wird. Dann muss auf der anderen Seite irgendeine Organisation vor Ort sein, die sagt: Wir kümmern uns drum und wir haben entsprechend Leute oder Mitglieder, die das auch kaufen wollen.

Diesen ganzen Prozess kriegt man nur in Gang über Leute, die irgendwie zwischen Deutschland und Afrika hin und herpendeln.
Die ganzen Sachen in Burkina wären nie zustande gekommen, wenn nicht Leute dorthin gefahren wären und nicht Leute von dort hergekommen wären.

Könnten hier lebende Afrikaner Solarkochermodelle mit den anderen Industriegütern nach Afrika verschiffen?

Bernd Hafner: Auf dieses Niveau ist man mit Solarkochern noch lange nicht gekommen.

Der Unterschied ist: Wenn ich irgendein Produkt hier nehme, sei es ein Radio, eine alte Bohrmaschine oder alte Klamotten – das kann ich irgendwo in Afrika hinschicken und die Leute wissen erst mal, was sie damit anfangen können.
Das ist bei Solartechnik oft nicht gegeben.

Wenn ich einen Solarkocher da mit reinpacke, dann muss ich entweder selber mit dort hinfahren oder ich muss jemand kennen, der sich mit den Teilen auskennt und der das Ding vor Ort im Empfang nimmt und aufbaut und zeigt.
Das muss man dann noch leisten. Man kann es nicht unbetreut da hinstellen.

Irgendjemand muss die ersten Tage oder Wochen dabeistehen und sagen: So-und-so wird es benutzt und jetzt schaut euch mal an, probiert es mal aus.
Ich zeig es euch und in 2 Wochen komm ich noch mal vorbei und zeige es euch noch mal. Und wenn ihr dann damit zurechtkommt und das haben wollt, dann rede ich noch weiter.
Aber derjenige, der muss bei diesen Solarprodukten erst mal mitfahren. Oder vor Ort sein.

Bei den Computern z.B. ist in Afrika inzwischen eine derartige Infrastruktur entstanden, dass irgendwelche Handwerker Bastlern oder Elektronikern Computerteile leihen, die sie dann irgendwie zusammenkriegen, dass auf dem Bildschirm dann was passiert.
Wir kennen das aus Burkina Faso. Da gibt es Leute, die kriegen aus einem Haufen kaputter Rechner dann vielleicht zwei zum Laufen..

Wird es irgendwann mit der Solartechnik ähnlich laufen?

Bernd Hafner: Es fehlt derjenige, der hingeht und das den Leuten erklärt.
Wie so ein Computer funktioniert, das braucht man nicht mehr zu erklären.
Auf dem Dorf natürlich. Aber wenn es entsprechende Firmen in den Städten gibt, dann können sie die auch so reparieren und zusammenbauen.

Kann die Photovoltaik teilweise durch Sterlingmotoren ersetzt werden? Zum Beispiel bei den Wasserpumpen – Beispiel Sunpulse aus Lörrach.

Bernd Hafner: Also die mir bekannte Sterlingpumpe von Lörrach kann nur geringe Höhen überwinden. Wenn eine Pumpe gebraucht wird, die das Wasser paar Meter hochhebt ist sie geeignet.
Da kann man sich so ein Flachkolbensterling überlegen. Das funktioniert.

Aber viele Wasserpumpen werden in Afrika in Tiefenbrunnen eingesetzt.
Die sind 20, 30 Meter tief oder teilweise noch sehr viel tiefer. Der Sterling hat dann nicht die Leistung, um Bohrgestänge bis in die Tiefe in Gang zu halten. Da ist man meistens auf elektrische Systeme angewiesen.
Eine im Bohrloch versenkte elektrische Pumpe kriegt das hin.

Die Kleinsten, (Solar Jack oder Schurflow) schaffen 70 oder 80 Meter. Aber dann halt nur 1 oder 2 Kubikmeter am Tag. Also keine großen Mengen, aber viel höher.
Auf so was ist die genau ausgelegt. Die wird von 2 oder 3 Modulen betrieben. Jeweils 50 Watt.

Wozu werden dann diese Sterlingpumpen gebraucht?

Bernd Hafner: Zur Bewässerung, bei Flüssen. Um Wasser ein paar Meter weiter hoch auf das Feld zu kriegen.
Da sind heute eben oft manuell betriebene Pumpen im Einsatz. Irgendwelche Tretmühlen oder –schaufeln, die über Esel oder Ochsen oder über Menschenkraft angetrieben werden. Da kann ich sie einsetzen.
Aber zur Trinkwasserversorgung kann ich mir die Sterlingpumpe schwer vorstellen.

Hier lebende Afrikaner fragen oft nach solaren Batterieaufladegeräten.

Bernd Hafner: Das ist ein schwieriges Thema.
Man kann ja hier im Supermarkt auch wiederaufladbare Batterien kaufen.
Wenn man die aber in diesen billigen Steckdosenladegeräte betreibt, tut man insgesamt der Umwelt keinen Gefallen.
Normalerweise halten diese Akkus über 1000 Ladezyklen – wenn sie ordentlich behandelt werden.
Wenn ich die aber in so ein Steckdosenladegerät dann irgendwann mal lade und irgendwann wieder rausnehme, so wie es gerade kommt, dann machen die Akkus deutlich weniger mit. Ungefähr 100 Ladezyklen.

Jetzt ist es aber so, dass die Akkus an umweltschädlichen Stoffen und Schwermetallen ein vielfaches gegenüber normalen Batterien drin haben. Somit sieht dann die Umweltbilanz schlechter aus, als bei der Wegwerfbatterie.

Das Ganze kann man nur umgehen, wenn man es z.B. macht wie bei den Handys: Das Handy kann ich nicht in die Steckdose stecken.
Da kommt ein Ladegerät dran, da hängt eine Ladeelektronik dazwischen, die verhindert, dass der Akku schnell kaputtgeht.
Einfach ein Ladegerät, so ein Photovoltaikmodul an den Akku hängen, das funktioniert zwar.
Der lädt sich auf – das macht er auch 10 x oder 20 x. Nur ist er ziemlich schnell kaputt. Insgesamt tut man der Sache damit keinen Gefallen.
Also, wenn eine Ladeeinrichtung für „Batterien“, dann in so einem System, wo eine Elektronik zwischenhängt, die verhindert, dass der Akku kaputtgeht.

Es gibt z.B. die Solux-Lampe. Die hat ja Akkus drin. Die hat fest eingebaut eine Elektronik dazwischen, die man auch nicht einfach überbrücken kann.

Oder – was jedes Photovoltaiksystem macht: Die haben einen Laderegler dazwischen, der verhindert, dass der Akku zu tief entladen wird, überladen wird oder zu hohe Ströme abkriegt.

Es gibt in Deutschland für die Steckdose Ladegeräte, die das deutlich besser machen. Die eine Ladezustandsüberwachung drin haben. Wenn ich einen Akku da reinlege, schaut das Ladegerät erst mal: Wie geht es dem denn? Ist er überhaupt ganz leer? Ist er überhaupt in dem Zustand, dass er wieder geladen werden sollte? Und wenn er es nicht ist, bringt das Gerät ihn in den Zustand, dass er geladen werden sollte. Er entlädt ihn im Zweifelsfall auch erst mal.

Wenn ich jetzt einen Elektrotechniker habe – dem kann ich so ein Solar-Gerät hinstellen. Das funktioniert auch. Aber irgendjemand, der dieses Hintergrundwissen nicht hat, der wird den Akku das nächste Mal woanders reinsetzen, oder in der Taschenlampe soweit nutzen, bis er kaputt ist.
Deshalb denke ich, dass es nicht das Ziel sein sollte, diese Akkuladegeräte anzubieten, wo der Akku frei zugänglich ist – wo man ihn hinterher rausnehmen kann und in irgendein Gerät reinsetzen kann. Weil das ihn zu schnell kaputtmacht.
Das müssen irgendwelche Packs sein, wo der Akku durch eine im Pack enthaltene Elektronik geschützt wird.

Wir haben schon seit ein paar Jahren ein Projekt in Burkina laufen, wo Mono-Zellen Batterien ersetzt werden durch ein Pack, wo wiederaufladbare Batterien drin sind - mit einer Lade-Elektronik gleich mit.
Das Paket ist auch in sich geschlossen verschweißt – die Akkus kriegt man so nicht raus. Man kriegt die nur insgesamt mit ihrer Lade-Elektronik und mit ihrer Entlade-Elektronik in die Geräte rein.
Das ist momentan in der Erprobung . Das sieht eigentlich so von den technischen Daten ganz gut aus. Ob das finanziell auch geht, wird die Zukunft zeigen.

Sind die Solarmodule in Ordnung, die die Handys aufladen?

Bernd Hafner: Die machen ja auch nichts anderes als eine Steckdose.
Die Elektronik, die den Akku schützt, ist ja im Handy drin. Die kriegt man so einfach nicht überbrückt. (Anmerkung: Gerade die billigeren Solarladegeräte für Handys sparen aber an der falschen Stelle: Das Solarmodul sollte von seiner Leistung auch die vom Akku geforderten Ladeströme liefern können, d.h. den Akku innerhalb der üblichen Ladezeit von wenigen Stunden auch tatsächlich voll laden.)